Bin gegen 7 Uhr morgens in meinem Bett aufgewacht. Das ist prinzipiell schon mal positiv, weil ganz überzeugt war ich nicht davon als ich mich gestern schlafen legte.
Hab aber gleich mal verschlafen und musste 2 Euro für 1 zusätzliche Stunde Schlaf bezahlen. Ich war großzügig und gab der Kassierin 4 Euro und bestellte noch gleich 2 leckere Krapfen zum Frühstück. Hat ausgschaut wie ein Faschingskrapfen. Aber statt Marmaladefüllung war es eine Füllung gemischt aus Knoblauch und Zwiebel. Mir hat es kurz mal das Gesicht verrissen als ich genüsslich reinbiss.
Während ich diese zwei ominösen Krapfen runterwürg plauder ich nebenbei mit einem der Lastwagenfahrer. Einer davon kommt aus Ust Kut, einer Ortschaft in der Nähe der BAM Road. Er meinte, dass das Wetter gar nicht so schlecht war dort oben und die Wasserstände in den Flüssen im normalen Bereich lagen. Meine Abenteuerlust stieg wieder. „It auint over, till its over“ wie wir Tiroler so zu sagen pflegen.
Aber als ich ihnen erzählte was ich vorhatte hörte ich sofort wieder ein: „Das ist unmöglich“. Aber man gewöhnt sich daran. Diesmal aber warnte man mich vor Banditen und Räubern und rieten mir zur Vorsicht.
Trotz der Warnung war ich frohen Mutes. Tankte das Motorrad voll für eine lange Tagesetappe und machte mich auf den Weg. Durch die Plauderei habe ich aber vergessen die Satteltasche richtig fest zu machen. Der Riemen zur Befestigung verfing sich in der Kette und zerstörte meinen Kettenschutz und riss die Kette vom Zahnkranz. Also gleich zum Tagesstart wieder eine Reparatur am Straßenrand.
Die Straßen wurden schlechter und schlechter. Es war schwierig einen guten Rhytmus zu finden. Manchmal war die Straße wie eine Waschrumpel, manchmal sandig und staubig, manchmal spritzte der Gatsch aufs Visier und manchmal waren es rutschige runde Steine. Das ist übrigens die Hauptverbindung von Krasnojarsk nach Vladivostok. Also eine der wichtigsten Handelsstrassen in den Osten Russlands.
Immer wieder findet man an der Straßenseite jemanden der Tee kocht und verkauft. Zur Jause gibts Zapfen des russischen Zedernbaumes. Die sind ziemlich zäh zum kauen. Irgendwann hat mir dann jemand gesagt, dass nur die Kerne zum essen gedcht sind und nicht der ganzen Zapfen.
Saftig grüne Landschaft in eine liebliche Hügellandschaft eingebettet. Gefällt mir gut.
Das ist immer noch die Hauptstrasse nach Vladivostok wo auch der gesamte Lastwagenverkehr rennt.
Als ich Tulun ereichte bog ich wieder ab richtung Norden. Ich entschied mich es nochmal auf der BAM Road zu versuchen und dies hier war die letzte Möglichkeit nach Norden zu gelangen. Als ich mich nach dem Weg erkundigte schüttelten wieder alle den Kopf. „Very, very bad Road“ sagten mir alle.
Die Straße sah so aus:
Ich kapierte langsam, dass es keinen Sinn machte nach dem Straßenzustand zu fragen. Die Leute wissen einfach nicht was 50km ausßerhalb ihres Dorfes los ist. Außerdem ändern sich die Straßen ofr von einem Kilometer zum anderen. Du musst einfach das nehmen was dir das Universum vor die Räder schmeisst.
Ich erreichte Bratsk und am frühen Nachmittag und hoffte, dass ich es noch bis Ust Kut schaffen könnte.
In Bratsk steht einer der größten jemals gebauten Staudämme. 128 Meter hoch und 924 Meter breit. Als ich den Damm überquerte dachte ich mir schon „bistudeppad“ wusste aber nicht dass es einer der größten Staudämme der Welt ist. (Zum Vergleich der gigantische Hoover Dam in Amerika ist 180m hoch und 340 Meter breit)
Nach Bratsk war es dann quasi zu Ende mit Asphaltstrassen. Von hier gab es fast nur noch Schotterstraßen. Man sieht relativ klar wo die Schotterstraße beginnt.
Die Landschaft war wirklich sehr schön und friedlich.
Und auf einmal war da wieder eine wunderschöne Asphaltstrasse. Aber nur für ca. 20 km. Nach 300km Staub und Schotter sind da auf einmal im Nirgendwo wieder 20km feinster Asphalt.
Irgendwann mal habe ich erfahren dass Putin das Straßensystem in Sibirien ausbauen wollte und dafür viel Geld in die Gemeinden geschickt hat. Als Putin die Arbeit sehen wollte haben sie ihn mit dem Helikopter eingeflogen, ihm den super Straßenabschnitt gezeigt und wieder ausgeflogen. Alles rundherum hat er natürlich nicht gesehen. Was sie mit dem Rest vom Geld gemacht haben, weiß ich leider nicht. Auch nicht was passiert ist, als er den Schwindel bemerkt hat.
Habe ich schon erwähnt dass ich die Friedhöfe in Russland mag? Picnic im Wald mit Vladimir.
Bei Sonnenuntergang erreichte ich Ust Kut und wurde sofort von den Banditen angefallen, vor denen ich gewarnt wurde.
Heute war ich 10 Stunden im Sattel und insgesamt 14 Stunden unterwegs. Ich gönnte mir eine Dusche und ein Hotelzimmer für mich alleine.
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