Die halbtägige Pause gestern hat mir gut getan. Der Körper war zwar nur halbwegs erholt, aber der Kopf war fit und das war wichtig.
Also die nächste Aufgabe war die „BAM Road“ mit der berühmten „Road of Bones“ zu verbinden. Da gab es eh nur eine Straße: den Lena Highway von Tynda nach Yakutsk.
Das waren eh nur läppische 1.100 km. Obwohl es eine Hauptverbindungsstraße ist sind nur die ersten paar Kilometer asphaltiert. Alles andere schwankt je nach Witterung zwischen Sumpf, Gatsch, Sand oder Schotter. Da es nur wenige kleine Ortschaften auf dem Weg nach Yakutsk gibt, hoffte ich auf gute Verhältnisse und hoffte es in einem Tag zu schaffen.
Wenn man im Internet nach „Lena Highway“ sucht und die Bilder dazu sieht, fragt man sich wie realistisch mein Gedanke ist, diese Strecke in einem Tag zu schaffen.
Was ich mich bei diesem Bild immer frage: Wie hat es der kleine Bus gleich weit geschafft wie der mächtige KAMAZ Truck? |
Wenn es hier mehrere Tage regnete, dann verwandelt sich der Lena Highway in unpassierbaren Schlamm, der sogar ganze Kleinwagen verschlingen kann. Die Russen selbst nennen die Straße „The Highway from Hell“. Und wenn es trocken ist, lauern andere Gefahren. Aber dazu später mehr.
Aber zuerst musste ich einmal aus Tynda raus. Und das war gar nicht so einfach. Es war Arschkalt an diesem Morgen. Nur 5 Grad zeigte das Thermometer. Vor der Abfahrt wollte ich noch einmal alle Tanks auffüllen. Beim Bezahlen merkte ich aber, dass ich nur noch Rubel aus Weißrussland hatte. Und die mochten sie hier gar nicht. Also musste ein Bankomat her. Aber der wollte mich nicht und schluckte meine Bankomatkarte. Shit. Ohne Geld und ohne Karte kann ich nicht weiterfahren. Es war 8 Uhr morgends und die Bank öffnete erst um 10 Uhr. Nochmal „Shit“.
Um 10 Uhr bekam ich dann meine Bankomatkarte zurück. Was schiefgelaufen ist weiß ich nicht. Leider bekam ich auch kein Geld. Was solls, der Tank ist voll und ein Packl Mannerschnitten hab ich auch noch. Das reicht für zwei Tage und in Yakutsk werd ich dann schon was finden. Nur den Plan es in einem Tag zu schaffen konnte ich mir jetzt sowieso in die Haare schmieren. Derweilen genoß ich die Landschaft und lauschte dem Zähneklappern als Zeitvertreib. Es war noch nicht viel wärmer.
Die Straße war gar nicht so schlecht.
Die Fahrt war unspektakulär bis auf ein paar Polizeikontrollen, die aber auch entspannt verliefen. Am Nachmittag traf ich auf zwei Motorradfahrer. Doug Whotke – ein Weltreisender aus Amerika – und Max aus Tynda. Auch sie waren auf dem Weg nach Yakutsk. Wir aßen gemeinsam zu Mittag und ich fragte, ob ich mich bis Yakutsk anschließen dürfte. Sie sagten, dass sie sehr langsam fahren (was wirklich stimmte) aber ich freute mich über ein wenig Gesellschaft.
Doug am Lena Highway |
Wir übernachteten in einem Dorf dessen Namen ich vergessen habe. Irgendein Typ sprach uns auf der Straße an und lud uns zu sich ein, verstaute die Motorräder in seiner Garage und bot uns ein Zimmer an. Es gab sogar auch einen Bankomaten der auch Geld für mich ausspuckte.
Was ich in der Garage sonst noch sah, entlockte mir einen fröhlichen Lacher.
Eine „Fischer“ Skitasche im Fernen Osten Russlands, der nächste Berg ca. 1.500 km entfertn.
Wir schliefen in einem kleinen Hostel in einem extravaganten Zimmer ohne Fenster. Muss eine Designerhütte gewesen sein. 🙂
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