Ich erzähle ja gerne, dass ich mich bei meinen Aktionen noch nie so richtig verletzt habe. Wenn i aber so nachdenk, war dann doch ein bissl was dabei. Auf jeden Fall bin ich eindeutig zu oft auf den Kopf gefallen. Hier meine Top 5 Gehirnerschütterungen in chronologischer Reihenfolge.

1981 Sturz vom Hausdach
Im zarten Alter von 6 Jahren hab ich schon einen meiner besten Stunts gerissen. Es war ein Sonntag Nachmittag. Am Fußballplatz neben unserem Elternhaus fand gerade das lokale Fußballderby Going gegen den Nachbarort Ellmau statt. Es war also einiges los. Meinen Bruder Werner und mich interessiert aber viel mehr unser neu zu deckendes Hausdach. Unsere Eltern sind über das Wochenende mit der Bergwacht auf Ausflug in Venedig und so haben wir freie Bahn für allen möglichen Blödsinn. Das Hausdach war schon abgedeckt, die neuen Ziegel liegen schon bereit auf der Rückseite des Hauses. Schon die ganze Zeit interessiert uns brennend, wie das wohl auf dem Dach so ohne Ziegel ausschaut. Auf der Vorderseite lehnt noch die Leiter der Dachdecker. Aber die Eltern haben uns strikt verboten, über die Leiter auf das Dach zu klettern. Aber Moment – da gibt es doch noch den Baum auf der Rückseite des Hauses! Es hat niemand gesagt, dass wir nicht auf den Baum klettern dürfen, um von dort auf das Dach zu springen. Ein paar Freunde waren noch schnell vom Fußballplatz geholt denn sowas spannendes kann man nicht einfach alleine machen.

Ich war der kleinste und leichteste der Bande, also wurde ich auserkoren die Kraxlerei zu eröffnen. Zuerst auf den Stoß von Ziegeln, dann ein Klimmzug auf den ersten Ast und schnell bin ich 5 Meter über dem Boden auf Höhe des Daches. Ich balanciere selbstsicher und federleicht auf dem Ast nach aussen, greife nach der Dachrinne und meine Erinnerung endet hier. Der Ast pfiff auf mein federleichtes gebalanciere und beschloss der Schwerkraft ihren Lauf zu lassen. 5 Meter tiefer schlage ich gemeinsam mit dem abgebrochenen Ast mit dem Kinn voran auf dem Dachziegelstapel auf. Blut spritzt, Zähne fliegen und es wird schwarz rundherum. Die Rettung wird gerufen und ich lande im Krankenhaus.

Erst spät in der Nacht kommen meine Eltern aus Venedig retour. Im Kinderzimmer ist nur ein Bett belegt. Werner ist nur schwer wach zu bekommen doch wie auswendig gelernt schießt es aus ihm heraus – „Hansjörg ist im Krankenhaus, ist vom Baum gefallen, Gehirnerschütterung und 2 Zähne fehlen und Going hat gegen Ellmau 3:0 gewonnen.“ – dreht sich um, schlaft weiter und ist nicht mehr wach zu bekommen.

1984 Sturz mit dem Fahrrad
Was wirklich passiert ist, weiß keiner mehr so wirklich. Auf jeden Fall waren mein Bruder und ich mit dem Fahrrad unterwegs. Ob wir wieder irgendeinen Stunt probiert haben, oder ob wir einfach herumgefahren sind, das weiß keiner mehr. Nur mein Papa erinnert sich noch genau an die Worte der deutschen Gäste, die im Nachbarhaus Finsterwalder zu Besuch waren und nach Hilfe suchten: „Ist das ihr Kind, dass da hinten voller Blut am Boden liegt?“ Ja, das war ich! Eine fette Platzwunde am Kopf und ein dicker Kopfverband waren die Folge. Erst viele Jahre später als ich dann selbst Papa war, wurde mir klar, wie viel Sorgen ich meinen Eltern bereitet haben musste. An die Worte des Arztes kann ich mich aber noch erinnern als er zu meiner Mama sagte: „Erst mit mindestens 5 Gehirnerschütterungen ist er ein richtiger Bua“

1995 Motorradcrash
Ich war gerade mal 20 Jahre alt und hatte mir endlich mein erstes Motorrad gekauft. Eine nagelneue Yamaha Diversion 600 in rot mit moderaten 61 PS. Damals mein ganzer Stolz – aber nur ziemlich genau 800 km weit. Meinen Eltern habe ich es sicherheitshalber gleich mal verschwiegen – sie sollten sich ja keine Sorgen machen. Aber mit meiner damals zukünftigen Frau Verena ging es auf einen Ausflug von Wien über Tulln nach Krems und dann weiter Richtung Süden nach Göstling. Es war ein wunderbarer Tag. Die Sonne schien, der Himmel war blau, das Motorradfahren machte Spaß und die Fußrasten kratzten am schwarzen Asphalt. Und ich weiß noch wie ich mir dachte: „Verdammt, kann ich gut Motorrad fahren!“ In Göstling stand eine Pause bei Verenas Verwandtschaft an. Danach wollten wir über Lunz am See, Mariazell und die Kalte Kuchl wieder nach Hause. Doch weit sind wir nicht gekommen und an das Meiste kann ich mich auch nicht mehr erinnern. In einer Rechtskurve krachte ich in der Straßenmitte frontal mit einem entgegenkommenden Auto zusammen. Mit meinen Beinen blieb ich am Lenker hängen und riss mir trotz Lederbekleidung den linken Oberschenkel auf. Mit dem Kopf prallte ich mit voller Wucht auf die Motorhaube des Autos. Wieder einmal wurde es schwarz. Man muss sich vorstellen, dass wir beide nahezu ungebremst aufeinander prallten. Verena schleuderte es über mich und über das Auto hinweg und sie blieb hinter dem Auto mit Prellungen am ganzen Körper auf der Fahrbahn liegen. Ich kann mich an überhaupt nichts mehr erinnern, aber für Verena war es absolut traumatisch. Ich lag lag inzwischen regungslos am Boden, sie konnte sich auch kaum bewegen und versuchte am Boden zu mir zu roppen. Meine einzige Erinnerung an diesem Tag ist, dass ich mich von oben herab beobachtete, wie ich da so am Boden lag. Ich hatte meinen Körper verlassen und blickte von oben auf meinen regungslosen Körper, das Rettungsauto, die Sanitäter und die Ärzte herab. Ich fühlte mich glücklich und geborgen, frei von Angst oder Sorgen (das reimt sich, und was sich reimt ist gut Copyright Pumuckl). Der Zustand dauerte nur wenige Sekunden an und es wurde wieder dunkel, aber ich werde mich immer an diesen Moment erinnern. Erst am nächsten Tag erwachte ich im Krankenhaus von Scheibbs. Noch im Krankenhaus fragte ich Verena, ob wir nicht heiraten sollten und schloss den Antrag mit den Worten. „Wenn wir zu lange warten, zahlt sich das vielleicht gar nicht mehr aus“. Ich bin mir sicher, dass mein Erlebnis eine Art Nahtoderfahrung war. Und auch wenn ich noch lange nicht sterben will, zumindest hab ich seitdem keine Angst mehr davor.

1996 Snowboardunfall
Es war der 24. Dezember 1996. Wir wohnten zu dieser Zeit in Wien und kamen für die Weihnachtsferien nach Going. Bei der Hinfahrt telefonierte ich mit Reini und wir verabredeten uns am Nachmittag zum Snowboarden in Fieberbrunn. Bei der Auffahrt mit dem Sessellift Reckmoos entdeckten wir eine wahnsinns Schanze im freien Gelände. Es ist halt so, dass man sowas nicht einfach ignorieren kann. Auch wenne es der Erste Snowboardtag der Saison ist. Ich wartete im Steilhang oberhalb um richtig Schwung zu holen und Reini prüfte, ob eh alles frei ist: „Geht volle!“ rief er mir zu. „Volle“ ist halt immer so ein relativer Begriff, der von Individuum zu Individuum unterschiedlich interpretiert werden kann. Und mein „volle“ war offensichtlich ein anderes „volle“, als das von Reini. Und so schoss ich mit viel zu viel Geschwindigkeit weit über die Schanze hinaus und landete absolut unkontrolliert irgendwo zwischen Bäumen und Stauden fast schon im flachen am Ende des Steilhangs. Ich war wieder mal schwerst auf den Kopf gefallen und kann mich wiederum an gar nichts erinnern. Reini kam dann zu mir. Ich war zwar ansprechbar, blutete aber an der Wange. Reini wischte mir das Blut von der Wange. Ich spürte auch im Mund die Wunde und versuchte mit der Zunge die Wunde zu fühlen. Dabei fuhr mit meiner Zunge durch ein Loch in der Wange nach draussen. Auch Reini wurde nun fast ohnmächtig. Ein Strauch oder Ast hat sich offensichtlich durch meine Wange gebohrt und hinterließ ein ansehnliches Loch, das genäht werden musste. Schon beim Abtransport mit der Pistenrettung im Akja begann ich nur noch Blödsinn zu reden, wieß immer darauf hin, dass ich genau weiß, wieviel Geld in meiner Geldtasche ist und wurde nicht müde zu fragen, ob sie das eh alles im Griff haben – so am Anfang der Saison.

In der Nacht habe ich die Krankenschwestern in den Wahnsinn getrieben. Immer wieder habe ich nach ihnen geläutet und sie mit Fragen gelöchert: „Wo bin ich“, „Was ist passiert?“, „Aha, Snowboarden mitn Reini! Gesprungen? Wahnsinn, bin ich ein wilder Hund!“ Das waren meine Standardsätze. Irgendwann kamen dann auch noch die Sternsinger. Die habe ich auch noch verjagt mit den Worten. „Sternsinger mitten im Sommern. Ihr habts ja an Vogel!“. Ich möchte mich im Nachhinen nochmal bei allen Entschuldigen, die da meinen Launen ausgesetzt waren.

Irgendwann in der Früh kam ich wieder zu mir. Ich läutete nach der Schwester und fragte wieder: „Wo bin ich? Was ist passiert?“ Und sie sagte nur: „Das hab ich dir schon 100x erzählt, jetzt reicht es!“ Und sie ging. Und ich lag da und wusste nicht was los war. Das letzte woran ich mich erinnern konnte war, dass ich mit Verena im Auto nach Going fuhr. Dann hatte ich panische Angst, dass wir einen Autounfall hatten und etwas schlimmes passiert ist. Als Verena dann zu mir kam, war ich wirklich erleichtert und wir können immer noch sehr über die Geschichte lachen.

2000 Überschlag mit dem Rennrad
Ich war voll im Training für das Race Across Amerika. Jedes zweite Wochenende stand eine 24-Stunden-Fahrt auf dem Programm. Meine Runde an diesem Tag führte ins nördliche Niederösterreich. Gegen 3 Uhr Früh bin ich von Wien aus gestartet und spulte den ganzen Tag meine Kilometer ab. Gegen Mitternacht machte ich mich dann von Tulln entlang des Donauradweges auf nach Hause in Richtung Wien. Kurz nach Tulln begann mein Fahrradlicht zu spinnen und versagte irgendwann dann gänzlich. Ab dem Kraftwerk Greifenstein ist der Radweg aber immer wieder mit Straßenlaternen beleuchtet. So konnte ich mich von einer Lampe zur nächsten orientieren, dazwischen fuhr ich aber in absoluter Dunkelheit. Trotzdem gab ich nochmal alles. Perfekte Temparatur, starke Beine, leichter Rückenwind und der perfekte, menschenleere Radweg. Ich hatte locker 40km/h drauf.

Und auf einmal wurde es wieder schwarz. Aufgewacht bin ich dann mit den Füßen in der Donau. Mit dem Körper lag ich auf den Steinen am Ufer. Mein Helm war in zwei Teile zerbrochen, das Vorderrad meines Rennrades komplett zerstört. Wie lange ich da bewustlos gelegen bin, weiß ich nicht mehr. Nur knapp einen Kilometer nach der Staumauer macht der Radweg einen leichten Knick nach links und in gerader linie zur nächsten Laterne führt ein Schotterweg führt hinunter zur Donau. Ich habe wohl den Linksknick übersehen, bin gerade in den Schotterweg und schließlich in die Felsbrocken der Hangabsicherung geprallt, meterweit durch die Luft geflogen und mit dem Kopf frontal gegen eine Felsen geknallt. Wie genau ich dann nach Korneuburg gekommen bin, weiß ich nicht mehr. Aber dort habe ich am Bahnhof mit dem Münztelefon Verena angerufen und gefragt, ob sie mich denn abholen könnte. Als sie ankam saß ich auf einem Tisch wie ein kleiner Bub, die Füße baumeln lassend und spitzbübisch grinsend. Sie wusste sofort, dass ich wieder mal eine Gehirnerschütterung hatte und pflegte mich zu Hause wieder gesund.

Fazit: Always wear a Helmet! Und wenn ich wieder mal was vergesse oder etwas zerstreut wirke, dann denkt einfach daran: Ich bin ein, zweimal zu oft auf den Kopf gefallen.

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