KTM 790 Adventure R Defekte und Probleme

Die KTM 790 Adventure R macht wirklich riesen Spaß zu fahren. Und an Vielseitigkeit ist sie für mich kaum zu schlagen. Aber bereits seit dem Kauf habe ich ständig irgendwelche Probleme mit dem Motorrad. Manchmal größere, manchmal kleinere. Zum Teil bringt sie mich da schon zur Verzweiflung und nicht nur einmal hätte ich sie am liebsten angezündet oder im Meer versenkt. Aber wenn sie dann mal funktioniert, ist sie einfach unschlagbar gut. Eine klassiche Hassliebe.

Ausnahmslos alle diese Probleme werden in KTM Foren weltweit diskutiert. Das sind keine Einzelfälle, sondern absolut häufige Probleme dieses Modells. Zumindest zwei davon hätten für mich beinahe zu schweren Unfällen geführt. So gesehen muss ich eigentlich sagen, dass dieses Motorrad in einem absolut katastrophalen unverantworlichen Zustand von KTM ausgeliefert wurde.

Ausfall der Hinterradbremse

Kilometer: 800
Fehlerbeschreibung: Aufgrund einer Materialabweichung der Bremsleitung bzw. einer zu kurzen Bremsleitung kam es bei den Modellen der Baureihe 2019 und 2020 zu Ausfällen der Hinterradbremse. Es gab dazu eine Rückrufaktion.
Lösung: Austausch der Bremsleitung durch den Händler

Lenkkopflager locker

Kilometer: 800 – 1.200
Fehlerbeschreibung: Ich habe das Motorrad gebraucht mit 800km in Wien gekauft. Vor dem Kauf wurde in der Werkstatt in Wien noch das 1000km Service gemacht. Auf der Heimfahrt nach nach Tirol hatte ich lästige und ungewöhnliche Vibrationen beim anbremsen der Kurve. Zu Hause ging ich auf Ursachenforschung. Herausgestellt hat sich, dass das Lenkkopflager locker war.
Lösung: Kein Problem der KTM an sich, sondern eher des Händlers. Hab das Lenkkopflager laut Reparaturanleitung selber fest gezogen. Seitdem keine Probleme mehr.

Display geht aus (wird schwarz)

Kilometer: 1200 – 3000
Fehlerbeschreibung: Auf einer ersten größeren Tour durch die Toskana wird während der Fahrt das Display einfach schwarz. Das ist während der einwöchigen Tour 3-4 mal passiert.
Lösung: Zündung aus, ein paar Sekunden warten und Zündung wieder einschalten und das Display geht wieder. Da der Fehler widerholt aufgetreten ist, war das nicht die Endlösung. Ein Softwareupdate beim KTM Vertragshändler hat das Problem dann endgültig gelöst. Sollte bei neuen Modellen mit aktueller Software also nicht mehr vorkommen.

Versagen der Vorderradbremse

Kilometer: 800 – 6000
Fehlerbeschreibung: Schon von der ersten Tour an viel mir ein ständig wanderner Bremspunkt an der Vorderbremse auf. Manchmal war der Druckpunkt hart und manchmal etwas weicher. In diversen Foren konnte ich lesen, dass das häufig vorkommt. Vertrauen in die Bremse dadurch relativ gering. Schließlich hat aber auf der Tour in der Toskana die Vorderbremse komplett versagt. Ich Griff beim Anbremsen einer Kehre voll ins Leere. Durch heftiges pumpen am Bremshebel, konnte ich den Druck wieder aufbauen und so eine Brezn vermeiden. Hätte wirklich böse enden können und ich wollte die KTM unbedingt loswerden. Ist aber so in meinen Augen aber natürlich unverkäuflich. Die Bremspumpe wurde getauscht, aber das Problem des wandernden Bremspunktes war dadurch aber nicht gelöst. Erst 2021 kam dann die Rückrufaktion und meine Bremse wurde neuerlich getauscht. Ursache ist ein zu schwach vorgespannter Handbremszylinder.
Lösung: Tausch des Handbremszylinders aufgrund der Rückrufaktion hat das Problem endgültig gelöst.

Deckel Bremsflüssigkeit undicht

Kilometer: 0 – jetzt
Fehlerbeschreibung: Der Deckel des Bremsflüssigkeitsbehälters der Vorderbremse saftlt ständig. Ich habe schon alles probiert. Weniger Bremsflüssigkeit, neuer Deckel, neue Dichtung, anderer Deckel.
Lösung: Bisher keine. Der grindige Bremsflüssigkeitsbehälter ist ein ständiger Begleiter.

Mangelhafter Kühlerschlauch

Kilometer: 800
Fehlerbeschreibung; Materialfehler Kühlerschlauch und Kühlmittelverlust.
Lösung: Der Schlauch wurde getauscht.

Kühlmittelverlust

Kilometer: 1300
Fehlerbeschreibung; Obwohl der Kühlerschlauch gerade getauscht wurde, hatte ich am nächsten Tag wieder Kühlflüssigkeit unter dem Motorrad. Laut KTM Forum ist es ein häufiges Problem. Offensichtlich passt das Drehmoment laut Handbuch mit dem die Schellen am Kühler angezogen werden nicht und der Kühler rinnt im Übergang zum Kühlerschlauch.
Lösung: Schelle eine halbe Umdrehung stärker anziehen. Seitdem ist Ruhe.

Display läuft an

Kilometer: 6.000 bis jetzt
Fehlerbeschreibung: Bei niedrigen Temperaturen oder bei hoher Luftfeuchtigkeit bildet sich Kondenswasser auf der Innenseite der Displayscheibe. Anfangs wurde das Display noch getauscht. Da das Problem aber auch bei den neuen Displays gleich bleibt tauscht KTM die Displays nicht mehr auf Garantie. Die Begründung dafür: Die Sicherheit ist dadurch nicht beeinträchtigt. Solange die Probleme nur am Rand auftreten und nicht einen großen Teil des Displays verdecken, wird also nicht mehr getauscht.
Lösung: 1x Displaytausch ohne Verbesserung. Derzeit muss man damit leben. Das Problem tritt auch bei den aktuellen Modellen (890) auf.

Startprobleme / Absterben des Motors

Kilometer: 800 – 10.000
Fehlerbeschreibung; Bei Temparaturen unter ca. 10 Grad started der Motor sehr unwillig. Motor springt kurz an und stirbt sofort wieder ab. Das wiederholt sich 4-5x bevor der Motor schließlich läuft. Zweimal ist es in Folge auch vorgekommen, dass der Motor auf den ersten Kilometern noch einmal abgestorben ist. Einmal davon war in einer Kurve und hat wegen des blockierenden Hinterrades fast zum Sturz geführt. Einfach ein Scheiß gefühl mit dem Motorrad dann noch weiter Fahren zu müssen. Es vesaut einem nicht nur die Lust an der KTM, sonder auch die Lust am Motorradfahren. Das ist einfach höchst gefährlich was da passiert.
Lösung: Laut Auskunft der KTM Werkstatt muss sich die Motorsteuerung bei stark schwankenden Temperaturen wieder neu kalibrieren. Am besten ohne Gas starten. Dann am Standgas laufen lassen bis sich der Kühler zuschaltet und dann ausschalten. Dann geht es wieder eine Zeitlang. So wollte ich aber auf keinen Fall meine Winterreise zum Nordkapp antreten. Also habe ich nach einer anderen Lösung gesucht. Gefunden habe ich die Lösung in Form eines Lamdasonden Managers der Firma Coober. Seit ich diesen verbaut habe, gibt es keine Probleme mehr mit dem Kaltstart. Selbst bei minus 20 Grad in Norwegen ist die KTM ohne Probleme auf den ersten Drücker angesprungen.

Quitschende Hinterradbremse

Kilometer: 2.500
Fehlerbeschreibung: Hinterradbremse quitscht während der Fahrt
Lösung: Reparatur durch KTM auf Garantie

Tankanzeige defekt

Kilometer: 1200 – 3000
Fehlerbeschreibung: Wenn der Tank nur noch ein drittel voll ist und das Motorrad am Seitenständer steht, dann leuchtet die Tankanzeige auf. Auch wenn eigentlich noch 3 Striche vorhanden sein sollten. Erst nach ca. 100 km Fahrt passt sich die Tankanzeige wieder an. Das verschlechterte sich mit der Zeit und irgendwann stand die Tankanzeige selbst bei vollem Tank noch auf Null.
Lösung: Schwimmer im Tank defekt. Wird von KTM auf Garantie getauscht. Seither keine Probleme mehr mit der Tankanzeige. Sollte auch bei neuen Modellen kein Problem mehr darstellen.

Leistungsverlust

Kilometer: 9.800
Fehlerbeschreibung: Auf einmal während der Fahrt keine Leistung mehr über 6000 Touren. Ansonsten aber alles unauffällig. Auch Neustart bringt keine Verbesserung. Keine Motorkontrollleuchte, keine Warnhinweise am Display.
Lösung: Auch in der KTM Werkstätte wird der Fehler nicht gefunden. Anscheinend ist der Motor aber im Notlaufmodus Ein neuer Kabelbaum wird auf Garantie verbaut. Seither keine Probleme. Generell läuft der Motor jetzt runder.

Tempomat defekt

Kilometer: 2000 – jetzt
Fehlerbeschreibung: Wird der Tempomat vorübergehend durch Ziehen der Bremse oder der Kupplung deaktiviert, schaltet die Anzeige auf „0“ und der Tempomat lässt sich nicht wieder reaktivieren. Man kann weder zur alten Geschwindigkeit zurückkehren, noch eine neue Geschwindigkeit setzen. Auch das Aus- und Einschalten des Tempomates hilft nichts. Das Motorrad muss komplett ausgeschaltet und wieder neue gestartet werden. Das Problem tritt unregelmässig auf und lässt sich nicht rekonstruieren.
Lösung: Es gibt mehrere Ansätze. Viele in den Foren haben dieses Problem. Bei manchen Hilft ein Tausch des hinteren Bremslichtschalters, bei manchen der Tausch der Armatur. Bei einigen die Kombination aus beiden. Das Problem verschwindet aber offensichtlich nicht ganz, sonder wird nur weniger. Der Tempomat lässt sich aber nicht nur über Bremse und Kupplung deaktivieren, sonder auch über das bewusste zurückdrehen des Gasgriffes (aus der Nullstellung noch weiter zurückdrehen). Seit ich den Tempomaten über den Gasgriff deaktiviere habe ich das Problem vorerst nicht mehr.

Quickshifter ohne Funktion

Kilometer: 8000 – jetzt
Fehlerbeschreibung; Manchmal funktioniert der Quickshifter nicht. In 20.000 km ist das an zwei Tagen passiert. Also sehr selten. Aber es kommt vor. Ich kann noch nicht nachvollziehen warum. 1x war es bei der Hellas Rally in Griechenland und 1x auf meiner Winterreise in Norwegen. Da aber dann gleich den halben Tag. Also auch neustarten oder anderes hat nicht geholfen. Auf einmal geht es dann aber wieder.
Lösung: Keine Lösung. Werde mal abwarten ob das noch häufiger Vorkommt. Bzw versuche ich ein paar Fahrsituationen zu simulieren.

Heizgriffschalter defekt

Kilometer: 5.000
Fehlerbeschreibung; Der Heizgriffschalter der originalen KTM Heizgriffe der 790iger ist ein absoluter Witz. Diletantischer und hässlicher kann man das nicht machen. Nach wenigen Monaten war er auch noch kaputt. Zuerst ließen sich die Heizgriffe nicht mehr einschalten. Dann gingen sie nach dem Start einfach an, liefen auf voller Stufe und ließen sich nicht mehr ausschalten. Ganz toll im Sommer bei 30 Grad.
Lösung; Habe mir als ersatz eine Schalter von Koso (K-Typ) gekauft und Verbaut. Sieht gut aus, hat 5 Stufen und funktioniert hervorragend. Die KTM 890 Adventure hat die Steuerung der Griffheizung im Menü integriert.

Rahmenbruch Cockpitaufhängung

Kilometer: 8.000
Fehlerbeschreibung; Die Aufhängung des Cockpits der KTM 790 und auch der KTM 890 ist nicht Offroad-Reise geeignet. Bei längerer und größerer Belastung wie zum Beispiel längerer zügig gefahrener Schotterstrecke und zusätzlich einem montierten Navi besteht die Gefahr, dass die Aufhängung am Rahmen bricht. Die mit dem Rahmen verschweißten Zäpfchen sind nur ca. 0,5mm dick. Mir ist das leider bei ca. 8.000 km passiert.
Lösung: KTM hat den kompletten Rahmen auf Garantie getauscht. Folgende Empfehlung, damit das nicht passiert: Erstens auf jeden Fall die Befestigungsschrauben immer mit Schraubensicherung sichern. Zweitens: Die Firma Camel Adventure bietet ein sogenanntes „Neckbrace“ um die Schwachstelle zu verstärken. Bei häufigem Offroadeinsatz würde ich das unbedingt empfehlen. Aber auch hier unbedingt die Schrauben mit Schraubensicherung sichern. Drittens: Ich habe mir jetzt einen Rally Tower der Firma RebelX verbaut. Hier ist die Montage von Haus aus anders gelöst.