Schon lange mal wollte ich mit Peter Nesuta Endurofahren gehen. „Der große Nesut“ – oder „Le Grande Nesut“ oder auch „Wappler Deluxe“ wie auf seinem Motorrad zu lesen ist – kann schon eine respektable Liste an Erfolgen in den härtesten Endurobewerben vorweisen. Hab mich nie so richtig getraut zu fragen – weil ich bin der noch größere Wappler.
Woher wir uns überhaupt kennen? Wir haben den selben Therapeuten! Und als mich Peter beim gemeinsamen Ripperlessen nach der Therapie fragte, ob ich dieses Wochenende mit nach Kroation zum Endurofahren kommen antwortete ich. „Geht nicht, hab kein Motorrad – nur die fette BMW!“ Worauf Roman – mein Therapeut – meinte: „Eh klar – der Hansjörg – nie um eine Ausrede verlegen. Des wird eh nie was, der zieht nie was richtig durch!“. Leider kennt mich der Arsch schon viel zu gut und weiß, dass ich jetzt nicht mehr „nein“ sagen kann.
Also noch schnell neue Gummis bestellt und ab in den Gangbang-Van und los gehts am Donnerstag nach Kroation.
Insgesamt war ma zu viert. 3 Männer, 1 Frau. 2x Suzuki RMX450 1x HUSABERG250 und 1x BMW 650TT39. Na super, das wird lustig.
Am Freitag Morgen noch eine schnelle Reparatur des abgeknickten Zündungskabels, aber dann gings gleich los. 2x abbiegen hinter unserer Pension in Novi Vinodolki und schon gehts auf einem engen Singletrail durch den Wald. Da is nix mit langer Anfahrt.
2 Minuten später nochmal rechts abgebogen und es geht steil bergauf auf griffigem Waldboden. Noch bin ich zufrieden mit mir aber recht viel schwerer darfs nicht werden, denk ich mir. Dann eine Spitzkehre, der Wald lichtet sich und es öffnet sich eine Felswand vor mir, durchzogen von einem Gehsteigbreiten Band mit einem steinigen Wanderweg. „Jo spinnt der komplett“ geht es mir durch den Kopf „das geht nie!“. Doch nachdem Peter eh schon ausser Sicht und stehenbleiben keine Option war, blieb mir nur tief Luft zu holen und in vollster Konzentration den Wanderweg entlang durch die Steine zu navigieren. Erst nach 1km länge und knapp 300 Höhenmetern endete der Anstieg auf einem kleinen Plateau mit atemberaubendem Ausblick übers Meer.
Bevor ich noch entrüstet fragen konnte, wie er auf die Idee kommt, dass ich sowas mit der BMW fahren könnte, sagte er schon: „Wir fahren heute eh nur wegen dir die Damenrunde – also eigentlich die abgeschwächte Damenrunde“. ich war dann einfach ruhig und versuchte meinem mittlerweile verbogenen Schalthebel wieder grade zu klopfen.
Es ging dann eigentlich den ganzen Tag so weiter. Waldwege, Steilauffahrten, Steine. Es gab kaum einen Meter an dem ich nicht gefordert war. Manche stellen waren für mich einfach nicht zu fahren – vor allem die großen Steinbrocken machten mir zu schaffen. Und wenn ich mal in einer Auffahrt hängenblieb, gabs kein Weiterkommen mehr. Also entweder nochmal alles zurück und von vorne probieren, oder im Extremfall mit vereinten Kräften das Monster nach oben schieben, zerren und wuchten.
Die BMW hat den Tag beachtlich gut überstanden. Auch wenn optisch einige Blessuren dazugekommen sind – sie fährt! Und das ist genau das, was sie tun soll. „A shiny BMW is a sign of weakness“, wie ein Freund aus Amerika mal zu mir sagte.
Nur mir selbst tat nach einem Rückwärtsabstieg und dem Sturz auf einen Steinbrocken das Steißbein ordentlich weh. Von den vielen anderen blauen Flecken red ich jetzt gar nicht.
Einen gscheiten Schock gabs noch kurz vor Ende des Tages als Peter als Vorausfahrer einen geschlossenen Schranken übersah und mit gut 60 km/h darauf zuraste. Ohne Chance auszuweichen gabs eine mächtige Brezn, die jedoch trotz einiger Schmerzen überraschend glimpflich ausging.
Der Samstag begann wie der Freitag. An meiner BMW muss geschraubt werden. Der Schalthebel wird mittlerweile zum achten mal (annähernd) geradegebogen. Ich ziehe schärfere Reifen auf und irgendwas passt mit der Hinterbremse nicht. Peter faselt irgendwas von „schwimmendem Sattel“ und „Wartungsintervallen“ und ich antworte drauf, dass ich einfach fahr bis steht und dann kauf ich wieder a neue. Oder so. Weil schrauben kann ich nicht so gut.
Vom Gefühl her ist die Strecke heut ein bisschen leichter. Oder ich bin schon ein bissl besser geworden. Eher ersteres. Auf jeden Fall hat der Goldentyre 216 wesentlich bessere Traktion als der MT21.
Gleich bleibt jedoch die Rangordnung. Die drei vorraus und ich hechle irgendwie hinterher. Bei jeder Kreuzung warten sie brav auf mich, doch sobald ich im Blickfeld erscheine knattern sie wieder los. Ich kann mich nicht erinnern, dass ich mal Zeit hatte ein bisschen Luft zu holen.
Selbst nach kurzen Pausen war ich ein wenig im Nachteil. Wegfahren bei Wettkampfenduros: Start – Gas 🙂
Wegfahren bei BMW: Zündung ein – Warten bis Bordcomputer hochgefahren – starten – warten bis ABS Leuchte aus – ABS Ausschalter 5 Sekunden gedrückt halten – losfahren. Ich hatte schon vorm Wegfahren immer 2 Minuten Rückstand.
So, und jetzt das unglaubliche! Es hat mir RIESEN Spass gemacht. Es tat gut mal wieder richtig gefordert zu werden und ans Limit zu kommen. Ein gutes Training für zukünftige Projekte 🙂 Und ein bissl Stolz bin ich schon auch, weil manchmal hams schon blöd gschaut, was mit so einem fetten Motorradl alles geht.
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