Am 29. Juli um 10 Uhr Vormittag verabschiedete ich mich von zu Hause für die nächsten 3 Wochen. Mein Plan war es bis zur Grenze zwischen Polen und Weißrussland zu kommen. Als ich die Route plante warnte mich jeder davor über Weißrussland zu fahren. Also beschloss ich es zu tun.

Ich erreichte die Grenze gegen Mitternacht nach gut 900km anstrengender Fahrt im Regen. Vor der Grenze war ein unendlich langer Stau. Recherchen zufolge konnte ein Grenzübertritt hier bis zu 10 Stunden dauern. Ich überlegte, ob ich mir in Polen noch eine Unterkunft nehmen soll oder ob es besser wäre in der Nacht die Grenze zu überqueren. Da ich befürchtete dass ich am nächsten Tag viel Zeit beim Grenzübertritt verlieren könnte, beschloss ich mich in die Warteschlange zu stellen.

Naja, nicht ganz. Ich schummelte mich mit dem Motorrad an der endlos scheinenden Autoschlange vorbei. Niemand beschwerte sich und 10 Minuten später hatte ich die polnische Grenze hinter mir. Jetzt ging es zur Einreise nach Weißrussland – der spannende Teil der Geschichte. Wieder fuhr ich an der Kollonne der Autos vorbei nach vorne. Wieder beschwerte sich niemand. Im Gegenteil – alle winkten mich vorbei und so stand ich schließlich am Grenzposten von Weißrussland.

Ok, zuerst brauchst du einen Stempel, dann musst du eine Versicherung kaufen, die Versicherung musst du an einem anderen Schalter abstempeln lassen. Dann brauchst du noch eine Versicherung – nein, nein, hab ich schon – dachte ich. Aber du brauchst auch eine Versicherung für das Bike. Ok, neuer Schalter und zum nächsten Schalter um auch diese Versicherung abstempeln zu lassen. Und noch eine Versicherung für medizinisches irgendwas. Und natürlich wieder beim nächsten Schalter abstempeln. Noch einen Stempel für wasauchimmer, und nicht vergessen, für jeden Stempel an einem anderen Schalter zu bezahlen. Dann mit allen Stempeln zurück zum Grenzbeamten. Der nickt und schickt mich zu einem neuen Schalter um zu bestätigen dass der Grenzbeamter die Dokumente gesehen hat. Dann nur noch zum Zoll – noch ein Stempel – noch einmal bezahlen. JUHUUU, Endlich geschafft. NEIN – noch nicht ganz. Zuerst die Hälfte der ganzen Papiere wieder an einem neuen Schalter abgeben. Aber jetzt! Ich bin in Weißrussland!

Ich war an ca. 20 Schaltern, an der Hälfte davon musste ich etwas bezahlen. Insgesamt den lächerlichen Betrag von ca. 7 Euro. Alles zusammen dauerte ca. 2 Stunden. Aber ich muss sagen, dass alle sehr freundlich und zuvorkommend waren. Wahrscheinlich haben die sich eh nur einen Spaß mit mir gemacht und eigentlich hätte ein Stempel gereicht 🙂

Also jetzt war ich in Weißrussland. Es war 2 Uhr in der Früh und ich hatte keinen Plan was ich jetzt machen sollte. Die nächste Stadt nach der Grenze war Brest und ich beschloss es dort mit einer Unterkunft zu versuchen. Aber dort war alles dunkel, die Straßen waren leergefegt. Als ich am Straßenrand stand um im Navi nach einem Hotel zu suchen kam ein kleiner Van auf mich zu. 3 junge Typen winkten mir zu. Ich fragte nach einem „gastiniza“ (Hotel). Dann begannen sie zu quatschen. Ich verstand nicht viel außer „wohin?“ und „woher?“ aber gefühlt alle 30 Sekunden gab es ein „High Five“.

Schließlich sagten sie, dass ich ihnen folgen sollte. Ich fuhr dem Van hinterher. Nach ca. 10 Minuten waren wir außerhalb der Stadt in einem Waldstück. In meinem Kopf kreisten die Gedanken: „Na super, 10 Minuten in Russland und ich werde von 3 Typen vergewaltigt, ermordet und ausgeraubt.“ Ich machte mich noch Gedanken welche Reihenfolge mir am liebsten wäre. ALLE hatten mich gewarnt. Aber ich wollte wieder mal nicht hören. Das hast du nun davon.

Aber auf einmal kamen wir an eine Lichtung. Da stand ein Hotel das eigentlich mehr wie ein Gefängnis aussah. Aber ich bekam ein Zimmer für die Nacht und schlief erschöpft ein.

Was für ein erster Tag!

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